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 18 Kolonie Wedding 

 

 

 

18.01. - 02.02.2019

"Born to be alive - Kolonie Wedding wird 18":

Marlene Jachmann, Karen Stuke, Daniel Sambo-Richter, Iwona Lili Borkowska & Lucyna Viale, Anton Laiko, Elena Ilina, Brigitta Friedrich, Andreas Wolf, Archi Galentz, Tiny Domingos, Cristina Artola, Christian de Lutz, Matthias Mayer, Zorka Lednarova, Kata Unger, Martin Loehr

15 JAHREN Projektgalerie Prima Center Berlin Ana Matovska, Azimir Burzic, Tim Deussen, Birgit Maria Wolf, Bernhard Garbert, Genia Chef, Tatjana Marusic, Charles Moser, Ira Schneider

 

 

 

 

 

 

       

     

 

      

     

 

 

 

Born to be alive ist der Titel der heutigen Ausstellung im Prima Center Berlin.

Damit feiert Jovan Balov gleich mehre Jubiläen.


1. Ein Jubiläum ist das der Kolonie Wedding, die just 18 Jahre alt wird. Wäre sie ein Mensch, dann könnte man sie volljährig nennen. Die Kolonie Wedding ist ein Zusammenschluss von Projekträumen in einem Berliner Stadtquartier, in dem Künstler arbeiten und ausstellen, sich und andere Künstler. Es war eine kluge Entscheidung eines Quartiersmanagements in einem Berline Problemkiez Künstlern leer stehende Räume zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen, um dieses Quartier durch die neue Mischung mit Künstlern sowie auch Studenten zu stabilisieren und damit sozial auch an zu heben. Dies geschah seinerzeit noch ohne Gentrifizierzung, die heute wachsenden sozialen Sprengstoff produziert. Die Kolonie Wedding hat sichseither zu einem lebendigen Kunstquartier entwickelt, dem hoffentlich noch eine weitere gute Zukunft zu wünschen ist. Jovan Balov war von Beginn an ein sehr aktiver Faktor in diesem Zusammenschluss sowohl als Organisator als auch als Künstler und Macher einer Selbsthilfe Galerie, dem Prima Center Berlin.

 

2. Ein anderes Jubiläum ist das eben dieses Prima Center Berlin. Vor 15 Jahren gründete es Jovan Balov mit Unterstützung des Quartiersmanagements und der Förderband Kulturinitiative Berlin. Letztere ist im Wendeherbst 1989 in Ost Berlin entstanden, um ursprünglich Künstlerinnen und Künstlern sowie KulturmittlerInnen aus Ost Berlin ein Forum und eine Struktur zu schaffen, die frei von staatlicher Reglementierung Kulturmenschen jeder Art auch Unterstützung sichern sollte. Schon bald nach dem Zusammenschluss von Ost und West Berlin ist der Verein über die alten Mauergrenzen hinaus auch im Wedding aktiv geworden und hat durch öffentliche Mittel und ABM-Massnahmen wertvolle Unterstützung für die kulturelle Bestandssicherung und Weiterentwicklung geleistet und leistet dies weiterhin u.a. für die Kolonie Wedding und das Prima Center Berlin.

 

Das Prima Center Berlin ist eine Kunst-Institution, es ist ein Projektraum, der zugleich eine besondere Art von Selbsthilfegalerie, Kunstzentrum, internationale und supranationale kulturelle Begegnungsstätte, ein - auch antinationalistisches - Forum für Kunst und Künstler aus dem gesamten ehemaligen Jugoslawien sowie eine nachbarschaftliche Anlaufstelle für Künstler, Kunst- und Kulturinteressierte aller Art, darstellt. 2004 ist es als Non-Profit-Projektraum von Jovan Balov auf die Welt gebracht worden u.a. mit dem Ziel „eine kulturelle Brücke“ zwischen der Berliner Kunstszene und der Süd-Ost-Europas bzw. insbesondere den neuen Staaten des ehemaligen Jugoslawien, zu schlagen. Jovan Balov selbst ist Makedonier aus dem ehemaligen Jugoslawien – er kommt aus Skopje. Von Anfang an hat Jovan Balov KünstlerInnen aus Süd-Ost-Europa in Berlin einen Präsentations-Platz gegeben, in dem sie sich und ihre Arbeiten über alle nationalen Grenzen hinweg frei ausstellen konnten. Dies war nach den furchtbaren Jugoslawien-Kriegen nicht selbstverständlich und Jovan Balov hat schon früh auch sein Prima Center nach Griechenland, der Türkei, nach Bulgarien und bald schon in die ganze Welt von Asien bis zum gesamten Europa, nach Afrika und Amerika geöffnet und so ein Stück internationale Kunst im Austausch miteinander und mit Deutschen und vor allem Berliner KünstlerInnen gebracht. Im Zentrum steht aber weiterhin der Austausch mit Süd-Ost-Europa auch untereinander.

 

Im Prima Center werden genreübergreifende künstlerische Produktionen gezeigt, von Malerei und Zeichnung, Skulptur und Installation auch Video, Performances und alle Mischformen sowie zusätzlich Lesungen, Vorträge und Musikveranstaltungen sowie interdisziplinäre und multimediale Projekte präsentiert. Über die letzten 15 Jahre wurden so alleine über 450 Ausstellungen gezeigt. An der 200. im Jahre 2014 im Verein Süd Ost Europa Kultur war ich selbst als Kurator beteiligt. Das Prima Center wurde so schnell auch zu einer Begegnungsstätte von Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, von MigrantInnen mit Berlinern und Leuten aus aller Welt.

 

Jovan Balov sucht die KünstlerInnen nach thematischen und inhaltlichen Ausrichtungen aus und kooperiert dabei auch mit Kulturministerien in Makedonien und anderen Ex-Jugoslawien Ländern und er ermöglicht auch einen Austausch in Makedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien u.a.m.

 

3. Jovan Balov kam vor 30 Jahren nach Berlin und liess sich Ende der neunziger Jahre nach einigen Umwegen über die Niederlande und andere Berliner Bezirke im Wedding nieder, wo er bis heute lebt und arbeitet. Geboren und aufgewachsen ist er 1961 in ehemaligen Jugoslawien, im heutigen Makedonien. Er ist ein analytischer und vielseitiger Zeichner und Maler, konzeptionell und realistisch arbeitender Künstler, der seine Wurzeln als Archäologe in seinen Arbeiten nicht verleugnen kann und will. Er hat nach einem Studium der Archäologie und Kunstgeschichte eine sorgfältige Ausbildung als Zeichner und Maler in seiner Heimatstadt Skopje in Makedonien und an der HdK, heute UdK Berlin - – hier auch Bildhauerei - erfahren und stetig vervollkommnet.

 

Er hat verschiedene Schaffensphasen durchschritten von der Abstraktion bis zur konzeptionellen Arbeit mit Druck, Malerei, Video und unterschiedlichen künstlerischen Techniken und setzt sich vornehmlich mit historischen Themen – nicht zuletzt in Berlin mit der Geschichte der Stadt und Preussens -auseinander sowie mit seiner eigenen Biografie zwischen Makedonien und Berlin.

 

In den letzten 10 Jahren wandte er sich unter reduzierter Beibehaltung aller seiner bisherigen künstlerischen Genres und Techniken wieder verstärkt der Malerei zu, vor allem der Portraitmalerei. Seine Portraits arrangiert Balov nicht nur, er erarbeitet sie über konzeptionelle Auseinandersetzungen mit den Persönlichkeiten. Indem er intensive Gespräche führt mit ihnen, bei denen Serien von Fotos entstehen, nähert er sich den Charakteren und dem, was er hinter der Oberfläche der jeweils zu portraitierenden Menschen freilegen will. Er versucht unter die Haut zu kommen und dabei auch zunächst verborgendes zum Vorschein zu bringen.

 

Und genau dies, über das Oberflächliche hinaus zu schauen, versucht Jovan Balov. Zunächst indem er nach intensivem Kennenlernen seiner Protagonisten und den Fotos eine sorgfältige Auswahl trifft, die seine Eindrücke widerspiegeln, dann, indem er aus den ausgewählten Fotos verschiedene Querschnitte macht, unterschiedliche Hälften aus unterschiedlichen Fotos neu arrangiert und daraus ein neues Gesicht zusammen setzt. Die Stirnpartie mit den Haaren, Augenpartie, Nase und Ohren, Mund- und Kinnpartie und schliesslich der Halsansatz werden oftmals aus unterschiedlichen Abbildungen zusammen gesetzt oder gespiegelt, eine Gesichtshälfte lächend, die andere ernsthaft schauend oder je eine Gesichtspartie in eine unterschiedliche Richtung hin orientiert, werden zu einem neuen Ganzen kombiniert. Es ist der Methode ähnlich wie sie zur Gesichtserkennung bzw. Identifizierung von Kriminellen bei der Polizei für die Erstellung von Fahndungsfotos angewendet wird. Jovan Balov entwickelt so eine Art Collage der Charaktere als Vorlage für seine Malerei.

 

Jovan ist ein begnadeter Selbstdarsteller und Kommunikator. Wenn ich mit ihm in eine fremde Stadt und in eine Runde ihm unbekannter Menschen gehe, dann ist er binnen kürzester Zeit im Austausch mit den meisten und schnell an neuem Ort bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund. Gegenwärtig hat er mit den Folgen von Krankheit zu kämpfen, weshalb ich als langjähriger Freund heute hier zu Ihnen spreche. In hoffentlich baldiger Zeit wird er auch diese Vorstellungs-Aufgaben wieder selbst souverän übernehmen.

 

4. Die heutige Ausstellung unter dem Titel „born to be alive“ enthält nicht zuletzt ein Lebensmotto von Jovan Balov selbst. Insbesondere viele KünstlerfreundInnen haben sich mit ihren Werken hier zusammen gefunden, auch um Jovan ein wenig zu huldigen. Fast alle künstlerischen Genres sind vertreten, von Jovan Balov kuratiert in seinen Räumen des Prima Center. Ich will nicht alle KünstlerInnen einzeln vorstellen, nur die Namen kurz aufführen. Die Arbeiten sprechen für sich selbst. Sicherlich fehlt die / der eine oder andere – nicht zuletzt unser gemeinsamer Freund Heiko Daxl, vor allem ein sehr geschätzter Medienkünstler, der leider 2012 schon verstorben ist.

 

 

Berlin, 18. Januar 2019 Rolf Külz-Mackenzie