TYRANNENMORD
Die Werke von Ilija Prokopiev erkunden die Kapazitäten
von besonderen Orten und Erzählungen als Generatoren von visuellen Codes.
Durch das Miteinbeziehen von allgemeiner und persönlicher Geschichte als
Vorlage seiner Arbeit observiert Prokopiev durch visuelles Reinterpretieren,
Ironiesieren oder einfach nur durch Wiedergeben von ausgewählten Erzählungen
die allgemeine und historische Matrix visueller Muster, die die Bildung
unserer Erinnerung, unseres Wissens und zivilisatorischen Bewusstseins
beeinflusst.
Für die Ausstellung mit dem Titel Tyrannenmord fokusiert
sich Prokopiev auf eine überaus bedeutende Episode in der Geschichte des
klassischen Athens, nämlich auf die Ermodung des Hipparchos, der Bruder des
attischen Tyrannen Hippias, durch Harmodios und Aristogeiton. Dieses
Ereignis wird später die attische Demokratie in besonderem Maße definieren,
genauer gesagt wird diese Geschichte hauptsächlich dazu beitragen die
demokratische Ideologie unter der attischen Bevölkerung aufrechtzuerhalten.
Darüberhinaus findet sie Verkörperung durch die Skulptur der beiden
Tyrannenmörder auf der athener Agora.
Durch Inbezugnahme des heutigen Standorts der römischen
Marmorkopie der Skulptur im Archäologischen Museum in Neapel sowie der
Skulptur an sich konstruiert Prokopiev eine Erzählung durch die, die
Tradition der visuellen Nacherzählung der Geschichte als Verfahren der
Übermittlung von Wissen zum Tragen kommt. Durch die Verwendung des
historischen Ereignisses der Ermordung des Hipparchos, als Gegenstand seiner
Zeichnungen, erstellt Prokopiev eine Ikonographie, in der sich die
Wiederholung und die Transformation eines bestimmten visuellen Symbols
entwickelt. Daher definiert er konzeptuell seine Zeichnungen als offene
Kunstwerke oder als Kunstwerke in Kuntinuität, was bedeutet: Formen des
Verständnisses und der Kenntnis der Geschichte durch die Fortsetzung des
Künstlers eines historischen künstlerischen Motivs.
Die Ausstellung besteht aus zwei großformatigen
Zeichnungen in Form von langen horizontalen Friesen (47 x 250 cm), mehreren
kleineren Zeichnungen und zwei beweglichen (animierten) Zeichnungen.
Ilija Prokopiev (geb. 1985) ist ein
interdisziplinärer Künstler und Kulturolge. Seine Kunstwerke wurden in
zahlreichen Ausstellungen in Mazedonien und im Ausland ausgestellt, unter
anderen auf der 15. BJCEM in Thessaloniki. Er hat bereits als Ilustrator von
Büchern und an verschiedenen Projekten für Kunst im öffentlichen Raum, wie
der Erinnerngsskulptur im Holocaustmuseum in Skopje, mitgerarbeitet. 2011
gewann er die Auszeichnung
Denes
als bester junger Künstler für die Arbeit „Untersuchungen
an sehr großen Zeichnungen“.
|