ffirmative
Darstellungen des Krieges heben mit Vorliebe männliche Tugenden wie
Heldenmut, Kampfesgeist, Patriotismus hervor und umgeben den kämpfenden
Soldaten mit einem Glorienschein, der so hell leuchten muss, dass er selbst
Soldatengräber noch in magischen Glanz taucht. Kriege haben gleichwohl nicht
nur ein männliches, sondern auch ein weibliches Gesicht. Die weibliche,
sexuelle Seite eines jeden Krieges oder Kriegseinsatzes wird öffentlich
nicht ins helle Licht gehoben, sondern in beschämtes Schweigen gehüllt, sie
wird verdunkelt, ausgeblendet, retuschiert. Doch ohne jenes Heer von Frauen,
die als Prostituierte oder als Vergewaltigungsopfer die aufgestauten
sexuellen Bedürfnisse der männlichen „Helden“ bedienen, wären Kriege
undenkbar, und umgekehrt ist jede Vergewaltigung auch dort, wo nicht
Soldaten die Täter sind, ein gewaltsamer Kriegsakt gegen das weibliche Opfer.
Vergewaltigte Frauen verlieren bei diesem ungleichen Kampf bisweilen das
Leben und in jedem Fall die Würde, ja in der Regel auch die Ehre; sie
erscheinen danach im öffentlichen Ansehen befleckt gleich einer Blume, die
nicht mehr blühen kann und darf angesichts der widerfahrenen Schändung und
Schande. Wer von Krieg redet, der muss auch von Triebstau und sexuellem
Notstand reden. Wo Heerlager stehen, gibt es stets und überall auch
Kriegsbordelle. In diesem Zusammenhang ist dann freilich nicht mehr von
„Prostitution“ die Rede, sondern beschönigend von
recreation oder „Trost“.
Im
Asiatisch-Pazifischen Krieg scheute die japanische Regierung nicht Kosten
und Mühe, „Trost“ spendende Kriegsbordelle zu errichten und zu
institutionalisieren. Pate gestanden haben mag das System der lizenzierten
Prostitution, das in Japan bis 1946 fortbestand. Zum einen waren es Frauen
aus solchen Etablissements, die sich mehr oder weniger freiwillig in die
Kampfgebiete der japanischen Armee rekrutieren ließen. Zum anderen wurden
Frauen aus der vor Ort ansässigen Zivilbevölkerung, die sogenannten „Trostfrauen“
(ianfu), gewaltsam
zur Prostitution und zum menschenunwürdigen Leben in Kriegsbordellen
gezwungen: Chinesinnen und Koreanerinnen zumeist, deren späteres Leben die
brutale Zwangs- und Massenprostitution nachhaltig zerstörte. Auf eine
ironische Weise wurden sie sogar als die von dem japanischen Kaiser
geschenkten Blumen bezeichnet....
Stefan Höppe
Selbst noch im Jahr 2015, dem 70. Jubiläumsjahr des Ende
des Zweiten Weltkriegs, leben die Menschen mit unverheilten Kriegsschmerzen.
Heute, in diesem Moment, tobt irgendwo auf der Erde ein weiterer Krieg, und
die Zivilbevölkerung leidet hilflos unter dessen Folgen.
An der Ausstellung beteiligen sich 20 koreanische
Cartoon-Künstler, eine japanische Künstlerin, eine russische Künstlerin,
eine polnische Künstlerin und ein deutscher Künstler. Sie versuchen auf das
„schwache Geschlecht“ – auf die Frauen und Ihre Schmerzen - aufmerksam zu
machen. Mittels Malerei, Zeichnung, Objekten,Videokunst, Foto und
Performance spiegeln die Künstlerinnen diese bedeutende Thematik wider.
Menschenrechte, vor allem die Sorge um die Rechte der
Frauen, sollen nicht nur aus feministischer Ebene betrachtet werden, sondern
als Grundlage für den Frieden der Menschheit in den Blick geraten.
Darüber hinaus vermittelt die Ausstellung die bedeutsame
Botschaft, dass weitere Verletzungen und Zerstörungen durch Kriege nicht
wieder zugelassen werden sollen.
Reflektiert man, warum auch
heutzutage Frauen Rechte entzogen werden, stellt sich die Frage, ob Reue und
Heilungsprozesse in Bezug auf die schlimmen Ereignisse der Vergangenheit
tatsächlich zureichend waren. Ein konkretes Beispiel in diesem Kontext ist
das Problem der Trostfrauen. Da bislang unthematisiert und unreflektiert
gelassen, stehen im Zentrum der Ausstellung die Leiden der Trostfrauen: kein
nationales koreanisches Problem, sondern ein Problem der Menschheit ist.
Darüber hinaus konfrontieren die teilnehmenden Künstlern aus Japan , Polen,
Russland und Deutschland ganz allgemein mit Formen der sexuellen Gewalt
gegen Frauen.